Geschichte von Beinwil
Geschichte und Zahlen von Beinwil
Beinwil (Volksmund "Beibel") im Kanton Solothurn wird oft verwechselt, sei es mit den gleichlautenden Gemeinden Beinwil am Hallwilersee oder im Freiamt, oder auch mit der Gemeinde Bennwil (Volksmund "Bämbel") im Bezirk Waldenburg im Kanton Baselland.
Der Name Beinwil ...
... hat gegenüber oft geäusserten Meinungen gar nichts mit dem Namen "Bein" zu tun. Er stammt mit grösster Wahrscheinlichkeit vom althochdeutschen Personennamen "Beino" oder "Peino". Es ist sogar möglich, dass er auf den Namen Bago zurückzuführen ist; dies bedeutet: "Hofsiedlung des Beino/Peino/Bago".
Geografische Lage
Beinwil liegt an der Passwangstrasse von Laufen/Breitenbach nach Balsthal/Oensingen, der Jurapassübergang befindet sich auf 943 m ü. M. Der tiefste Punkt liegt an der Passwangstrasse bei ca. 500 m ü. M. am Ende des Waldes, wenn man von Erschwil nach Beinwil fährt. Der höchste Punkt in Beinwil liegt bei 1205.2 m ü. M. auf der Hohe Winde. Der Passwang, der praktisch gleich hoch ist, liegt auf Ramiswiler Boden.
Für viele Schwarzbuben bedeutet dieser Anblick Heimat; bewusst wird dies vor allem nach einem Urlaub, wenn wir über den Passwang nach Hause zurückkehren.
Beinwil liegt im Kanton Solothurn und grenzt an Solothurn, Baselland, Bern und Jura; Dies sind folgende neun Nachbarsgemeinden:
Aedermannsdorf | Kt. Solothurn |
Mümliswil-Ramiswil | Kt. Solothurn |
Erschwil | Kt. Solothurn |
Meltingen | Kt. Solothurn |
Nunningen | Kt. Solothurn |
Lauwil | Kt. BL |
Schelten | Kanton Bern |
Mervelier | Kanton Jura |
Val Terbi | Kanton Jura |
Beinwil liegt im Kanton Solothurn und grenzt an Solothurn, Baselland, Bern und Jura; Dies sind folgende neun Nachbarsgemeinden:
Entgegen anders lautenden Quellen hat Beinwil keine gemeinsame Grenze mit Bretzwil oder Zullwil. Die irrige Meinung zur Nachbarschaft von Beinwil zu Zullwil kommt vermutlich daher, weil ein Waldgebiet an der Grenze, welches auf Meltinger Boden liegt, auf Grund der Zugangsmöglichkeit von Zullwil bewirtschaftet wird.
Gemäss der kantonalen Statistik hat Beinwil eine Fläche von 2268 ha.
Karte der Streusiedlung Beinwil
Landkarte: Willi Grolimund
Geschichte
Beinwil wurde erstmals 1147 urkundlich unter dem Namen Benwilre genannt. Später erschienen die Bezeichnungen Beinwilare (1156), Benvilare (1174), Beinwilre. Es muss aber schon früher besiedelt gewesen sein.
Die Geschichte von Beinwil ist ganz eng mit der des Benediktinerklosters verknüpft.
Das Gründungsdatum des Klosters kann nicht belegt werden. Verschiedene Historiker versuchten die genaue Gründungszeit herauszufinden. Je nach Forschung und zitierten Quellen soll die Gründung um 1085 bis 1124 stattgefunden haben. Nach Berücksichtigung der neuesten Forschungsergebnisse und Quellen ist eine Gründung um 1100 am wahrscheinlichsten. Das Kloster erlebte eine kurze Blütezeit bis um ca. 1250, danach setzte langsam aus finanziellen Gründen der Niedergang ein. Um 1300 soll im Möschbach ein Frauenkloster existent gewesen sein. Ebenso sollen soll im Birtis ein Waldbruder gelebt haben. Um 1356 erlitt das Kloster ebenfalls Schäden; durch das Erdbeben von Basel. 1415 schloss das Kloster Beinwil einen Burgrechtsvertrag mit Solothurn, welcher aber 1417/1418 wieder aufgelöst wurde.
1441 wurde das Kloster durch österreichische Krieger überfallen; 1445 sogar drei Mal. 1442 gab die Stadt Basel dem Kloster das Burgrecht. Im Jahre 1452 legte das Kloster den Grenzverlauf im in Oberbeinwil fest. Das Kloster Beinwil wurde von einer Schar bischöflicher Laufener überfallen und auch durch die Schwaben. Am 10.02. besetzte Hans Karli Thierstein und übernahm die Verwaltung des Klosters. Im Juli kam Niklaus Gonrad mit seinen Kriegern über den Passwang.
Im Jahre 1513 wurde die Leibeigenschaft in Oberbeinwil durch die Vogtei Falkenstein aufgehoben. 1522 ging die Herrschaft Thierstein und die Kastvogtei Beinwil vom Bischof von Basel an Solothurn. Rebellierende Bauern kamen über den Passwang. Untertanen überfielen das Kloster. Der letzte Abt vom Kloster starb und es wurde kein Nachfolger gewählt. 1554 kümmerte sich die Stadt Solothurn um das verarmte Kloster. 1556 kauften holländische Wiedertäufer den Hinter Birtis von Max Saner und blieben bis 1563 dort. 1589 wurden wieder Mönche aus Einsiedeln und Solothurn eingesetzt. Wolfgang Spiess aus Einsiedeln eröffnete mit einigen Mitbrüdern die Klosterschule. 1594 wurde mit dem Bau vom Spiesshaus begonnen, benannt nach dem Erbauer. 1598 ereignete sich ein Bergsturz "Gritt" beim Neuhüsli und es bildete sich ein See; zwei Häuser wurden damals verschüttet. Mitte Oktober 1629 erreichte die Pest in Beinwil. Der Klosterkonvent floh nach Attisholz und kehrte erst 1635, nach der zweiten Pest von 1634 zurück. 1644 wurde Oberbeinwil von der Vogtei Falkenstein dem Bezirk Thierstein zugeteilt.
Altes Kloster - dargestellt in Holz geschnitzt - zu sehen im Kloster Mariastein, Foto Xaver Baschung
Zur Eisenbearbeitung wurde die Hammerschmiede, ursprünglich Klosterschmiede, gebaut, welche im 17. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde. Ab 1858 pachtete die Familie Ankli die Hammerschmiede und 1874 bei der Aufhebung des Klosters während des Kulturkampfes ging die Schmiede an die Familie Ankli von Zullwil über, in dessen Besitz sie noch heute ist. Die Kirche und das Pfarrhaus gingen damals an die Kirchgemeinde, der Klosterhof in Privatbesitz; auch die Unt. Wirtschaft (heute Joggenhaus), Unt. Möschbach, Girland, Trogberg, Bilstein, Obersägegut, Hirni, Rain, Hagmatt, Ob. Kratten, Unt. Kratten, Ebnet, Schwängi, Bodenschür, Säge, Ziegelhütte und verschiedene Wald- und Weidstücke, welche dem Kloster gehört hatten.
Um 1729-1731 wurde die alte Passwangstrasse für den Fahrverkehr hergerichtet. Am 1. März 1798 schlugen die Schwarzbueben beim "Franzosenboden" die Franzosen zurück, zwei Büsseracher kamen beim Kampf um.
1806 erwarb Gressli von Bärschwil im Waldenstein 7 Jucharten Land für eine Glasbrennerei. Dies bezeugt die Glashütte, welche um 1840 gebaut wurde. 1836 erfolgte der Neubau des Kur- und Gasthauses Neuhüsli neben dem bestehenden Gebäude.
Im Jahre 1878 wurde das alte Schulhaus erbaut, welches heute zur ökumenischen Begegnungsstätte gehört. 1966 wurde das neue Schulhaus eingeweiht.
Ereignisse
Die Bewohner von Beinwil hatten seit jeher mit verschiedenen Ereignissen zu kämpfen.
Hier ein paar wenige Beispiele:
1891 |
brannte der Hof Hirni in Folge eines Blitzschlages nieder |
1906 |
Glashütte brannte nieder, einige Familien wurden obdachlos. |
1913 |
Hof Rempis brannte nieder |
1916 |
Hof Bilstein brannte in Folge Blitzschlag nieder |
1921 |
Scheune im Hinter Birtis brannte infolge überhitztem Heustock ab. |
1924 |
Am 8. Juni Hochwasser im Beinwil |
1946 |
Hochwasser durch langanhaltende Regenfälle; ca. 3 Jucharten Wald und Weideland beim Unterchratten kam über die Felswand hinunter, was grosse Schäden im Unter Rattis und bei der Oberen Säge verursachte. |
1968 |
Schweres Unwetter über das Möschbachtal führte im unteren Teil des Tals (Schmittli) zu grösseren Schäden. |
1974 |
Blitzschlag und nachfolgender Brand zerstört das Ökonomiegebäude im Birtis |
1978 |
Als vermutlich tragischster Moment in der neueren Geschichte von Beinwil und auch der Region, kurz nach einer ca. 10-jährigen Renovationszeit wurde, brannte am 4. August 1978 das Kloster bis auf die Grundmauern nieder. Das Kloster wurde wieder aufgebaut und war bis 1218 ein ökumenisches Begegnungszentrum. Seit 2019 ist es ein orthodoxes Kloster. |
1982 |
Starke Regenfälle verursachten Hochwasser. |
1988 |
Brannte der Hof Ebnet nieder |
1991 |
Das Ökonomiegebäude im Unteren Bös brannte bis auf die Grundmauern nieder. |
1991 |
Im Dezember brannte der Hof Schwängi nieder. |
1999 |
Im Juli wurden durch schwere Niederschläge grosse Überschwemmungen |
2006 |
Am 18. September Hochwasser |
Erschliessung von Telefon, Strase, Strom, Fernsehen und Internet in Beinwil
war nicht einfach und wir verzeichnen die folgenden Meilensteine:
1907 |
Erstes Telefon in Beinwil, bei der oberen Post |
1920 |
Beinwil beginnt mit der Elektrifizierung |
1921-1933 |
Eine grosse Leistung war die Erbauung der Passwangstrasse und des Tunnels von 1921 bis 1933. |
um 1975 |
Erste Fernsehantenne auf dem Güpfichopf |
1988 |
Fernsehen Beinwil mit 450 MHZ von Erschwil her eingerichtet - in Fronarbeit und in Zusammenarbeit mit "AMBO Büsserach". Es wurden dabei ca. 21 km Kabel verlegt für total 70 Anschlüsse. Dies entspricht 300 m Kabel pro Empfänger. Total mussten ca. 40 Verstärker eingesetzt werden. |
ab 1992 |
Anschluss an die ARA, Baubeginn und danach Durchführung in mehreren Etappen. |
2000 | wurde das einzigartige Weidescheuer Breiteschürli im Jahre 2000 stillvoll mit Unterstützung der Pro Patria renoviert. |
2005 |
Ausbau der TV-Leitung auf 606 MHZ und der Möglichkeit des Breitband-Internetempfangs und Telefonieren übers Fernsehen in Beinwil. Stand am 15. Oktober ca. 28 Teilnehmer. |
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Breitescheune neu |
Breitescheune alt |
Bevölkerung und Landwirtschaft
Der Hauptgrund des Bevölkerungsrückganges ist der Rückgang der Anzahl Bauernbetriebe und ebenso die Anzahl Bewohner auf den einzelnen Höfen. Hauptreffpunkte der Beinwiler sind die Klosterkirche und die Anlässe meistens im Schulhaus.
Heute zählt Beinwil 2021 immer noch die staatliche Anzahl von ca. 36 aktiven Bauernbetrieben. Es sind aber auch einige Kleinstbetriebe aktiv, eine Garage für die Reparatur landwirtschaftlicher Maschinen, ein Garten und Holz-Allroundbetrieb, ein Landschaftsgärtner, eine Firma zur Herstellung elektrischer Karts und Zubehör. Dazu gehört das Restaurant Neuhüsli, das nur noch gelegentlich seine Türen für Gäste öffnet und an der Passwangstrasse liegt; das «Wingebeizli» bei der Skilift-Talstation, welches auch gemietet werden kann, sowie der Vorder Erzberg, zu dem man von Beinwil her auf direktem Weg nur zu Fuss, oder aber mit einem Fahrzeug nur über den Passwang und die Scheltenstrasse gelangt.
Beinwil hat im Jahre 2021 noch 36 aktive Bauernbetriebe:
Bilstein, Birtisgraben, Bodenschür, Chratten, Drehersgut, Dürrenast, Girlang, Gritt, Grosse Rotmatt, Güpfi, Hinter Birtis, Hinter Erzberg, Hirni, Joggehuus, Kasten, Klosterhof, Mittleres Möschbach, Mittlere Rotmatt, Neuhof, Niedermöschbach, Nüselboden, Obere Buche, Oberer Rattis, Ober Bös, Rain, Rempis, Schachen, Schildloch, Schwang, Schwengi, Schürli, Sonnenhalb, Stuckete, Trogberg, Untere Buche, Unter Bös, Vorder Erzberg, Waldenstein.
Landwirtschaft im Möschbachtal
Bevölkerungsentwicklung
Beinwil zählte nach den Volkszählungen folgende Einwohnerzahlen:
1850 |
506 |
1900 |
435 |
1930 |
410 |
1950 |
447 |
2000 |
316 |
31.12. 2005 |
309 |
Freizeit
Im Winter kann bei genügend Schnee im gebiet "Schwang/Frenen" Ski gefahren werden. Der Skilift, bekannt unter dem Namen "Hohe Winde" wurde 1977 erbaut und hat die stattliche Länge von 1320 Meter bei einer Höhendifferenz von 300 m. Die Talstation liegt bei 760 m. ü. M. und die Bergstation bei 1060 m.ü.M. Dem Lift angeschlossen ist ein Restaurant, dessen Öffnungszeiten sich nach den Betriebszeiten richten.
Für den Wander- und Naturfreund ist der Aufenthalt in Beinwil sehr zu empfehlen. Die Ruhe und die vielfältige Natur laden zu Spaziergängen und Wanderungen ein.
Für Übernachtungen wird in der Stucketen "Schlafen im Stroh" angeboten, ebenso kann auf dem Hof Schwengi eine Wohnung gemietet werden. An Wochenenden sind in der Skihütte Hohe Winde Übernachtungen möglich; Reservationen sind empfehlenswert.
Im bevölkerungsarmen Dorf Beinwil sind die folgenden Vereine aktiv:
Musikverein |
Der Musikverein Beinwil in der heutigen Form wurde 1928 gegründet- |
Damenturnverein |
Der Damenturnverein wurde 1983 gegründet. |
Jagdgesellschaft |
Nach der Aufhebung der Patentjagd wurde 1932 die Jagdgesellschaft und damit die Revierjagd gegründet. Seit der Versteigerung der Jagdreviere Ende August 2020 gibt es in Beinwil zwei Jagdvereine Jagdverein Hohe Winde das Revier 65 (Unterbeinwil) und der Jagdverein Geissberg das Revier 66 (Oberbeinwil). |
Jodlerclub |
Ist ein Zusammenschluss von Jodlern aus Erschwil und Beinwil. |
Kirchenchor |
Der Kirchenchor Beinwil erlebte in den letzten 100 Jahren ein auf und ab. 1962 wurde der alte Chor aufgehoben. 1965 wurde ein neuer Kirchenchor gegründet. Dieser wurde 2004 stillgelegt und 2013 definitiv aufgelöst. |
Schützengesellschaft |
Nach der Trennung 1904 der SG Beinwil in die Schützengesellschaften Oberbeinwil und |
Landfrauenverein |
Der Landfrauenverein ist seit 1934 aktiv tätig. |
Historischer Verein |
Der historische Verein Beinwil wurde am 21. Oktober 2005 gegründet und zählt |
Turnverein Erschwil |
Beinwil konnte nie einen eigenen Männterturnverein gründen. Die Beinwiler Turner sind |
Folgende Genossenschaften sind aktiv:
- die Fleckviehzuchtgenossenschaft
- Milchproduzentenverein Beibel
Weiter gibt es eine Therapeutische Gesellschaft auf dem Chratten.
Die lose Vereinigung der Blackboys-Biker hat den Ursprung im Beinwil. Sie bestreiten jedes Jahr zusammen einige Bike-Marathonrennen.
Das Team Black Boys Biker 2011 mit ihrem damal neuen Tricot
Teamfoto vom 24-Stunden-Rennen in Davos vom 25.-26.06.2011 .
Fahrer v.l.n.r. Franz-Xaver Brodbeck, Peter Gasser, Alois Züger, Willi Grolimund (Beibler)
Ökumenische Gemeinschaft Kloster Beinwil, heute ist die klösterliche Gemeinschaft unter Leitung der Orhodoxen Kirche
Beinwil heute
Beinwil konnte in den letzten Jahren einige Zuzüger vermerken. Grosse Aufgaben der Gemeinde sind der Erhalt, das Pflegen und der Ausbau der Grundversorgungen wie Trinkwasser, Abwasser, etc. Der Erhalt der Schule wird als grosses Ziel angesehen, um die Zukunft des "Streudorfes" attraktiv halten zu können.
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Solothurnisches Namenbuch, ISBN 3-905470-17-9 von Kully, Rolf Max, |
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Das Benediktinerkloster Beinwil im 12. und 13. Jahrhundert von P. Lukas Schenker, heute 2006 Abt von Mariastein. Sonderdruck aus dem Jahrbuch für Solothurnische Geschichte Band 46, 1973 |
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Geschichte des Klosters Beinwil von Ferdinand Eggenschwiler, 1930, Separatdruck aus dem Jahrbuch für Solothurnische Geschichte Band 3 193 |
Autoren
Bieli-Borer Josef sel.
Christ-Jeker Markus
Grolimund Dobler Willi
Elisabeth Brunner
Brunner-Christ Pia
Fotos
Walter Jeger sel., Baschung Xaver, Christ Markus und HVB
Quelle Historischer Verein Beinwil
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